ANDINOSAURIA

"als trügen wir etwas in uns, dass einer anderen welt entsprungen ist"

Mittwoch, Februar 15, 2006

Nick Cave auf der Berlinale


















Beim Barte des Ästheten (tomado de Spiegel Online)

Nick Cave, Chef-Melancholiker der Rock-Avantgarde, kam zur Berlinale, versetzte Journalisten und Fans in Aufruhr - und präsentierte nebenbei einen exzellenten Spätwestern, zu dem er Drehbuch und Soundtrack geschrieben hatte.

Nick Cave, der anlässlich der Internationalen Filmfestspiele in die Hauptstadt kam. Dort war im Programm des Panoramas "The Proposition" zu sehen, ein Film, für den Cave das Drehbuch verfasst und die Musik komponiert hat. Der Film, in den Worten seines Regisseurs John Hillcoat "ein australischer Anti-Western", ist exzellent. Das eigentliche Ereignis aber war die bloße Anwesenheit des mittlerweile 48-jährigen Sänger, Musikers, Dichters und Schauspielers Cave.

Vorhölle des Outback

Der Film ist eine konsequente Fortsetzung von Caves Arbeit als Songschreiber und Romancier ("Und die Eselin sah den Engel") und schließt nahtlos an sein erstes Drehbuch für "Ghosts ... of the Civil Dead" von 1988 an. Schon damals führte sein "guter Freund" Hillcoat Regie, schon damals war das Thema die Ausweglosigkeit des menschlichen Daseins. Ein Gefängnis gab die Kulisse ab für die cavesche Vorhölle, diesmal ist es das australische Outback der 1880er Jahre, das von Verdammten bevölkert wird.

Auf der Jagd nach dem Anführer der Burns-Gang, einer brutalen Verbrecherbande, werden alle moralischen Standards in den braunen Staub der australischen Wüste getreten. Niemand ist ohne Schuld: Das gilt für den Anführer der Bande, der so behende Leben auslöscht wie er Philosophen zitiert, ebenso wie für den brutalen Kopfgeldjäger, den intriganten Richter oder den örtlichen Polizeichef, der "dieses Land zivilisieren" will. Selbst seine Frau, die tapfer Porzellan und weißes Leinen in die Einöde bringt, macht sich des Rachedurstes schuldig und muss bestraft werden. Hier braucht keiner aufs Jüngste Gericht zu warten, das besorgen die Menschen lieber gleich selbst.

Es geht also 104 zermürbende Minuten lang Einwanderer gegen Eingeborene, Weiß gegen Weiß, Schwarz gegen Schwarz, Mann gegen Frau, Mann gegen Mann. Die Bärte sind zottelig, die Gesichter verschwitzt, das Blut ist dick. Es ist staubig und heiß, überall Fliegen, und der Film zeigt eindrucksvoll, wie es damals gewesen sein könnte in Australien, als es noch kein Recht und kein Gesetz gab, keine Moral und keine Zahnärzte. Kein Zweifel: Hillcoat und Cave wollen ihren Film als Beitrag zur Geschichtsschreibung des fünften Kontinents verstanden wissen. (Cualquier parecido con regiones y actualidades locales ...)